Die Bar richtig halten. So hast du deinen Kite im Griff!

Dieses Thema ist nicht nur für Anfänger interessant. Einen dieser Fehler machen 98% der Kitesurfer selbst nach vielen Jahren. Wenn wir KiterInnen von der Bar sprechen geht’s weder darum, wo man sich den nächsten Aperol oder das nächste Bier holen kann, sondern um die sogenannte „Lenkstange“, von der aus wir unsere Kommandos an den Schirm schicken. Und schon wird klar – ein unglaublich wichtiges Teil, diese Bar. Doch wie hält man diese Bar eigentlich richtig und warum ist das so? 

Wie du deinen Schirm noch besser kontrollieren kannst.

Detailaufnahme von Händen in der Mitte der Bar

Das Thema „Wie halte ich meine Bar“ ist auf keinen Fall nur für Anfänger interessant, denn vor allem bei fortgeschrittenen KiterInnen schleichen sich über die Jahre Angewohnheiten und Fehler ein, die erfahrungsgemäß recht hartnäckig sind.

Wir bei LakeUnited legen besonders viel Wert auf Detailarbeit und verraten dir in diesem Blogbeitrag mit welchen kleinen Handgriffen deine Schirmkontrolle noch besser wird.

Brauche ich eigentlich beide Hände zum Kiten?

Generell gilt beim Kiten: Beide Hände an die Bar – und das (mit ein paar Ausnahmen) wirklich immer. Das beginnt bereits beim Starten, geht weiter beim Cruisen am Wasser, bis hin zum Landen.

Das Starten und Landen liegt uns besonders am Herzen, denn hier passieren die meisten Unfälle. Eine gute Schirmkontrolle ist daher das A und O und diese kannst du immens erhöhen indem du mit beiden Händen an die Bar greifst. Vor allem bei stärkerem Wind tendieren viele dazu die zweite Hand von der Bar weg zu geben, um die Bar weiter vor in den Depowerbereich schieben zu können.

ABER: Hast du bereits beim Starten so viel Druck im Schirm, dass du die Bar nicht mit beiden Händen greifen kannst, empfehlen wir: Nimm dir 10 Minuten Zeit und bau dir einen kleineren Schirm auf! Optional kannst du auch den Adjuster ein Stück ziehen – aber Vorsicht, wirklich nur ein kleines bisschen! Dieser sollte beim Starten und Landen niemals ganz durchgezogen werden, da ein komplett gedepowerter Schirm (durch die im Verhältnis längeren Lenkleinen) schlechter auf Lenkimpulse reagiert.

Nun zum kiten am Wasser. Viele von euch denken sich bestimmt: „Mit einer Hand an der Bar kann ich viel besser Höhe fahren“. Hm… das habe ich auch lange gedacht aber das stimmt nur bedingt. Löse ich eine Hand von der Bar kann ich zwar meinen Oberkörper ein kleines Stück weiter aufdrehen aber verdrehe mich, was wiederum für Instabilität und in Folge schlechteren Kantendruck sorgt. 

Zusätzlich dazu gebe ich durch einhändiges Fahren ein gewisses Maß an Kitekontrollekontrolle her und der kleinste Fehler kostet mich kostbar erfahrene Höhe. Vor allem bei Extremen wie Leicht- oder Starkwind, aber auch bei sehr böigem Wind, empfiehlt es sich daher beide Hände an der Bar zu lassen. Und sind wir uns ehrlich – es sieht viel besser aus…

Boxen oder lieber Auto fahren?

Wenn wir dir nun sagen, dass du dir einen Fehler eingelernt hast, den man meist nur am Anfang macht wirst du uns es nicht glauben-  

Beim Verdrehen der Bar sprechen wir auch vom „Auto fahren“. Du drehst die Bar nach links oder rechts, glaubst damit zu lenken, aber gibst dem Kite absolut keinen Lenkimpuls. Was passiert? Der Kite macht nicht was du willst – und du ärgerst dich. Denn steuern kannst du den Schirm nur, indem du eine der beiden Lenkleinen verkürzt und das passiert lediglich durch das sogenannte „Boxen“.

Das heißt, ich drücke eine Seite der Bar von mir weg und ziehe die andere zu mir her. Dabei bleibt die Bar immer parallel zum Boden, beziehungsweise zum Wasser. Dabei solltest du die Bar immer horizontal halten, um dich in deiner Beweglichkeit nicht einzuschränken. Hältst du deine Bar vertikal, musst du deinen Oberkörper und deine Schultern verdrehen – du sperrst dich selbst in deiner Bewegungsfreiheit. Daher: Lass deine Ellenbogen immer am Körper! Dann klappt´s auch mit der horizontalen Bar.

Wie es NICHT aussehen sollte:

Demonstartion vom falschen Lenken an der Bar
falsche Lenkung an der Bar
Fehler: Ellbogen weg vom Körper

Eng oder lieber breit greifen?

Kiten ist ein Sport bei dem es sehr oft um das gewisse Feingefühl geht. Deshalb raten wir – eng greifen, denn dadurch erreichst du ein feineres und exakteres Lenkverhalten und verringerst das Risiko durch ungewollte Lenkimpulse deinen Schirm zu verreißen. Das ist nicht nur bei den ersten Wasserstarts, sondern auch später bei Tricks mit Rotationen unglaublich wichtig.

Zusätzlich empfehlen wir dir, deinen Daumen auf den Tampen zu legen. Das hilft dir dabei den Power- und Depowerweg noch besser zu spüren, was ein noch gefühlvolleres Lenken zur Folge hat. 

Du fragst dich jetzt vielleicht: Was ist der Tampen überhaupt? Der Tampen ist das Verbindungsstück zwischen Chickenloop und Adjuster. Also das „Schnürdl“ das in der Mitte deiner Bar hinaufführt und in die Zugleinen übergeht.

Richtige Handhaltung an der Bar

Wie fest umschließe ich die Bar mit meinen Händen?

„Halt dich nicht an der Bar fest!“ Das hat bestimmt der ein oder andere von uns schonmal bei seinen ersten Wasserstarts gehört. Aber auch bei fortgeschrittenen KiterInnen beobachten wir immer wieder wie sie ihre Bar umklammern, was zu verkrampfteren und unkontrollierten Kitebewegungen führt. Wir empfehlen: Lege deine Hände locker auf die Bar. Platziere deine Finger zwischen deiner ersten und zweiten Fingerfalte auf die Bar, gib deine Daumen auf den Tumpen und schließe deine Hände nicht zu einer Faust sondern forme ein C. Wenn du dann noch deine Schulterblätter bewusst nach unten sacken lässt wirst du locker und kannst gefühlvoll und kontrolliert lenken.

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Ausnahmen bestätigen die Regel

Wer kennt es nicht? Ausnahmen bestätigen die Regel und deshalb gibt es auch beim Kiten Momente, in denen wir die Bar anders als eben beschrieben halten sollen und dürfen.
So müssen wir hin und wieder die zweite Hand von der Bar lösen und den Kite einhändig fliegen. Das passiert unter anderem wenn ich mit meinem Board unterm Arm Richtung Wasser oder Land gehe, wenn ich bodydragge oder wenn ich switch fahre (um nur ein paar Beispiele zu nennen). Doch wie halte ich dir Bar dann? Prinzipiell gilt:

  • Fliegt der Kite im linken Windfenster greifst du die Bar mit deiner rechten Hand. Fliegt er im rechten Windfenster verwendest du die linke Hand.

  • Versuche auch beim einhändigen Lenken die Bar möglichst horizontal zu halten und den Ellbogen beim Körper zu lassen, da ein kontrolliertes Lenken so besser möglich ist.

  • Zeigefinger bis kleiner Finger liegen auf der einen Seite der Bar und der Daumen erzeugt einen Hebel auf der Unterseite der gegenüberliegenden Hälfte. So hast du maximale Schirmkontrolle ohne dir beim Nutzen des Power- und Depowerweges die Haut zwischen Zeige- und Mittelfinger einzuzwicken.

Eine Hand in der Mitte der Bar

Ein etwas breiteres Greifen der Bar kann zum Beispiel an Leichtwindtagen hilfreich sein, an denen du einen sehr großen Schirm mit einer dementsprechend breiten Bar fliegst. Da größere Kites von Haus aus eher träge sind, kannst du dir durch breiteres Greifen den sogenannten „Hebeleffekt“ zu Nutze machen. Mit „breiter greifen“ meinen wir circa mittig. Die Bar ganz außen zu halten empfiehlt sich zum Beispiel beim Loopen. Je breiter man greift, desto schneller kann man den Loop beenden was wieder rum einen weniger starken Zug zur Folge hat. Ist der Loop beendet greifen wir wieder zurück zur Ausgangsposition.

Kurz und knackig zusammengefasst

  • Beide Hände an die Bar für bessere Schirmkontrolle

  • Eng greifen und Daumen an den Tampen

  • Die Bar locker halten, statt sie zu umklammern

  • Zum Lenken nicht autofahren sondern boxen

  • Ellenbogen bleiben am Körper und die Bar horizontal zum Boden

  • Ausnahmen bestätigen die Regel – gewisse Situationen erfordern einhändiges Lenken oder breiteres Greifen

Abschließend lässt sich noch sagen: Je gefühlvoller du deinen Kite lenkst umso gefühlvoller wird er dich auch durchs Wasser ziehen. Suche zuerst deinen Druckpunkt und beginne dann zu lenken. Du wirst merken, dass schon kleine Bewegungen die gewünschte Wirkung erzielen werden.