Motivation, Material und ein paar Tricks: So holst du noch mehr aus Low-Wind Tagen raus
Diese Leichtwind-Tage beim Kiten – wer kennt sie nicht? Man steht am Spot, es weht eine leichte Brise und es sieht nicht so aus, als würde der Wind noch drastisch zulegen. Kann nervig sein, ja. Aber solche Tage können auch zum Retter deines Kite-Urlaubs werden. Wenn du sie zu nutzen weißt – und wir meinen damit nicht „No-Wind-Daydrinking“.
Also, wie funktioniert das nun bei Leichtwind? Als erstes solltest du natürlich den Entschluss fassen, kiten zu gehen, auch wenn alle anderen am Strand lange Gesichter machen. Gleich danach kümmerst du dich um die richtige Materialwahl und mit ein paar Tricks kannst auch du bei Leichtwind deinen Spaß am Wasser haben, während andere bereits am Kater für morgen arbeiten.
Die Materialwahl für Leichtwind - Warum der größte Kite nicht immer der beste ist
Prinzipiell gilt natürlich – die Größe des Kites wird eigentlich in Abhängigkeit der Windstärke gewählt. Das heißt je weniger Wind, desto größer sollte der Schirm sein. Aber Vorsicht, bei Leichtwind gilt: Der Größte ist nicht immer der beste 🙂
Das Gewicht des Kites
Mit einem leichten Kite ist es einfacher bei wenig Wind zu kiten, als mit einem schweren. Ein schwerer Kite ist bei weniger Wind nur sehr schwierig bis gar nicht in der Luft zu halten, die Schwerkraft arbeitet zu stark dagegen. Das Eigengewicht eines Kites wird maßgeblich von seiner Größe beeinflusst, aber auch vom verwendeten Material und seiner Bauweise.
Weißt du, dass ein robust verbauter Big Air Kite in 15m² gute 40 % mehr wiegt als ein 14,5 m² großer Leichtwind-Tubekite aus Aluula Material? Mit welchem würdest also du bei wenig Wind aufs Wasser gehen?
Vorreiter im Punkto Gewicht sind natürlich Matten- bzw. Softkites. Diese fliegen bereits bei einer leichten Brise. Sie haben ein sehr gutes Verhältnis zwischen effektiver Fläche im Wind und Gewicht. Bei Tubekites wird das Gewicht maßgeblich durch die Anzahl der Struts der Wahl des Materials und verbaute Verstärkungen und Details beeinflusst.
Faktoren, die das Gewicht eines Kites beeinflussen
Bei Tubekites wird das Gewicht maßgeblich durch die Anzahl der Struts, der Wahl des Materials und den verbauten Verstärkungen sowie Details beeinflusst.
STRUTS
Die Struts, welche quer von der Fronttube hin zur Abrisskante des Schirms reichen, haben die Aufgabe dem Profil des Schirm Stabilität zu geben. Am gängigsten sind Schirme mit einer, drei oder fünf Struts. Je weniger Struts der Schirm hat, desto leichter ist er und umso früher wird er fliegen. One-Strutter sind daher beliebte Leichtwindkites, sind aber tendenziell weniger stabil in ihrer Form, was sich zum Beispiel durch ein flatterndes Tuch bemerkbar macht und negative Eigenschaften beim Springen und bei böigem Wind mit sich bringt.
MATERIAL
In der Kite Entwicklung wurde in den vergangenen Jahren überwiegend an den Kite Shapes gefeilt und letztendlich ein gewisses Plateau erreicht. Umso wichtiger wird deshalb in letzter Zeit das Thema Material. In aller Munde aktuell das sogenannte ALUULA Material. Dieses oage Material macht Kites nicht nur leichter, sondern auch steifer – zwei Eigenschaften die sich bei Leichtwind sehr positiv auf die Performance des Kites auswirken. Ein spannendes Thema wie wir finden und haben deshalb den Duotone DLAB Designer Ralf Größl persönlich dazu befragt.
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Mehr InformationenVERSTÄRKUNGEN UND DETAILS
Verstärkungen an der Abrisskante am Tuch oder auch an der Tube werden gerne verbaut um den Kite stabiler, wiederstandsfähiger und robuster zu machen. Das macht sie langlebiger und stabiler, was vor allem bei Big Air Kites wichtig ist. Diese Eigenschaften sind bei Leichtwind allerdings weniger relevant.
Auch kleine Details – wie die Klettverschlüsse für die Bridles die Core verbaut bringen die extra Gramm auf die Waage. Willst du dir einen Leichtwindkite kaufen, informiere dich am besten online über das Gewicht. Geben Hersteller das Gewicht nicht auf ihrer Homepage an, kann das ein Indikator dafür sein, dass die Leichtbauweise nicht unbedingt ihr Steckenpferd ist 😉
Das Flugverhalten
Ist der Kite einmal in der Luft, soll er natürlich dort bleiben und möglichst konstant Kraft entwicklen.
Vor allem bei Leichtwind kann das Höhe laufen ein bisschen tricky sein. Auch das „Höhe laufen“ kann mit der Wahl des richtigen Kites erleichtert werden. Die Form des Kites, die Dicke der Fronttube aber auch das Gewicht des Kiters bestimmen maßgeblich wie weit der Schirm am Windfensterrand fliegen kann. Steht der Schirm weiter am Windfensterrand, wird das Höhelaufen besser funktionieren. Je tiefer ein Schirm im Windfenster steht (näher an der Powerzone), desto mehr zieht er Downwind. So spürt man ordentlich Zug am Körper bzw. am Trapezhaken, kommt aber kaum in Richtung Luv.
Da gibt es dann noch den Geheimtipp mit dem Adjuster. Weiter unten mehr zu diesem Gamechanger.
Die Fluggeschwindigkeit eines Kites
Simpel ausgedrückt: Je höher die Fluggeschwindigkeit des Kites ist, umso mehr Kraft kann er entwickeln. Fliegst du eine Sinuskurve merkst du, wie der Kite zu ziehen beginnt. Je schneller der Kite fliegt, desto mehr Kraft vom Kite wirst du spüren. Auch die Fluggeschwindigkeit spricht für kleinere Kites: Große Schirme sind träger, was dazu führt, dass die Sinuskurven nicht so schnell geflogen werden können, wie mit einem kleinen Schirm. Dazu kommt, dass ein großer Kite weniger Weg zurück legt, auf dem er Geschwindigkeit aufbauen kann. Auch andere Aspekte beeinflussen die Fluggeschwindigkeit – so zum Beispiel die Dicke der Fronttube. Dazu aber später mehr.
Die Form des Schirms und seine Position im Windfenster
Kiteshapes sind sehr unterschiedlich. Man kann unterscheiden in pummelige und gestreckte Kites. Oft ist in diesem Zusammenhang auch von „Aspect Ratio“ die Rede. Je gestreckter ein Kite ist, also je höher die Aspect Ratio ist, desto weiter fliegt der Kite an den Windfensterrand und es ist leichter Höhe zu laufen. Sehr gestreckte Kites bringen in der Regel mehr Leistung, sind aber schwieriger aus dem Wasser zu starten. Daher eher fortgeschrittenen KiterInnen zu empfehlen.
Ein „pummeliger“ Schirm steht etwas tiefer im Windfenster, hat in der Regel einen sehr guten Grundzug und zieht etwas mehr Downwind. Durch die kompakte Form sind diese Kites drehfreudiger, fehlerverzeihender und leichter aus dem Wasser zu starten.
Dicke oder dünne Fronttube bei Leichtwind?
Ob ein Kite weit am Windfensterrand steht oder nicht wird nicht nur durch seine Form, sondern auch durch die Dicke der Fronttube beeinflusst. Je dicker die Fronttube gebaut ist, umso mehr Luftwiederstand besteht für den Kite um an den Windfensterrand zu wandern. Eine dünne Fronttube erleichtert das.
Dazu kommt, dass Kites mit einer dünnen Fronttube eine schnellere Fluggeschwindigkeit haben, was vorteilhaft bei Leichtwind ist.
Mit der Leinenlänge experimentieren
Je länger die Leinen – umso größer dein Windfenster. Und je größer dein Windfenster, desto mehr Weg kann dein Kite zurücklegen, was wiederrum zu mehr Leistung führt. Außerdem nimmt der Wind weiter oben etwas zu. Je nach Hersteller haben die Bars unterschiedlich lange Standardleinen. Häufig gibt es die Möglichkeit mit Extensions die Länge der Leinen je nach Bedarf zu variieren. Aber auch hier gilt wieder – mehr ist nicht immer mehr. Denn lange (sowie dicke) Leinen erhöhen nicht nur das Gewicht sondern auch den Luftwiderstand, was den Kite weiter ins Windfenster drückt und deine Performance beim Höhe laufen beeinträchtigt. Außerdem brauchen Lenkimpulse länger um beim Kite anzukommen und der Kite wird dementsprechend träge und etwas „schwammiger“.
Tricks beim Kiten bei wenig Wind
Das Gewicht des Kiters/der Kiterin
Das Gewicht des Kiters und der Kiterin bestimmt maßgeblich die Wahl der Größe des Kites. Dass eine schwere Person einen größeren Kite braucht ist klar (wobei natürlich auch die Skills an der Bar entscheidend sind). Aber auch hier gilt – größer ist nicht immer besser. Denn die kitende Person dient als eine Art „Anker“ für den Kite und kann diesen mit seinem Körpergewicht weiter an den Windfensterrand drücken. Eine Person mit 60kg wird bei wenig Wind mit einem 17qm Kite zwar gut Druck haben, aber nur sehr schwer Höhe laufen können. Warum? Schlichtweg weil sie oder er nicht genug Gewicht hat um den Kite an den Windfensterrand zu drücken.
Deshalb raten wir: lieber zu einem kleineren Schirm und einem größeren Board greifen.
Der Adjuster - unser Gamechanger
Ein gezogener Adjuster? Ein Paradoxon, dass das bei Leichtwind helfen soll, oder? Aber wer glaubt, dass man den Adjuster nur bei zu viel Wind ziehen sollte, liegt falsch. Warum? Mit dem Adjuster kann man nicht nur den Anstellwinkel des Kites sondern auch seine Position am Windfensterrand verändern.
Zieht man den Adjuster ein Stück (und damit meine ich ca. 5 bis maximal 10 cm), verkürzt man die Zugleinen – die Lenkleinen werden im Verhältnis länger. Dadurch ändert sich auch der Anstellwinkel des Kites und wir genießen den Vorteil von „weniger Luftwiderstand“. Dadurch wandert der Schirm weiter an den Windfensterrand und voila – es zieht weniger Downwind. Ein weiterer Vorteil – auch dem „Backstall“ im Leichtwindbereich kann man dadurch vorbeugen.
Schau in die Trickkiste der Profis
Kurz und knackig zusammengefasst
Was macht einen guten Leichtwindkite aus?
- Das Gewicht des Kites
Vermeide 5-Strutter, nimm nicht immer den größten Kite und informiere dich vorher über das Gewicht bevor du dir einen Leichtwindkite zulegst. - Die Form des Kites
Je gestreckter ein Kite ist, desto mehr Leistung hat er. Auch das Höhe Fahren wird dadurch erleichtert. Gleichzeitig ist ein sehr gestreckter Kite aber auch anspruchsvoller. Entscheide nach deinem Fahrkönnen was am besten zu dir passt. - Die Kitegröße
Wähle die Kitegröße passend zu deinem Gewicht – ist der Kite zu groß wirst du höchstwahrscheinlich nur Downwind gezogen. - Die Dicke der Fronttube
Kites mit einer dünnen Fronttube sind nicht nur leichter und schneller, sondern können auch weiter an dern Windfensterrand fliegen, was dir das Höhe Laufen erleichtert. - Der gezogene Adjuster
Hast du zwar Druck im Schirm, kannst aber trotzem nur schwer Höhe Laufen, zieh mal den Adjuster ein Stück. Du wirst sehen – das bewirkt wahre Wunder. - Die Leinen
Bei wenig Wind verwende längere Leinen
Fazit
Mit der richtigen Wahl an Equipment kann man auch an Leichtwindtagen Spaß am Wasser haben. Allerdings ist nicht jeder 15qm Kite ein Leichtwind-Wunder und nicht alle Größen sind geeignet für alle KitesurferInnen. Und wenn man dies berücksichtigt, kann man noch viel mehr an den Leichtwind-Tagen herausholen.
Und es gilt wie immer: wenn du Fragen hast dann melde dich einfach.