Forecast – Freude oder Frust

Es kann frustrierend sein. Eine weite Anreise an den Spot in freudiger Erwartung und vor Ort bewegt sich kein Blatt. Die Vorhersage war allerdings nicht eindeutig und beim losfahren warst du schon nicht sicher. Als Kitesurfer sind wir vor allem von Wind und Wetter abhängig. Eine normale Wetter-App reicht da meistens nicht aus und wir brauchen mehrere Infos über Windstärke und Windrichtung, Temperatur und Luftdruck um unser Hobby ausüben zu können.

Im diesem Blog erkläre ich euch, wo wir den Wind checken und wie du die Modelle richtig liest. Und in Wahrheit spielen Erfahrung am „Homespot“, Bauchgefühl und die gute alte Hoffnung eine große Rolle. 

Natürlich kannst du dich jederzeit bei uns melden, wenn du dir nicht sicher bist. Wir teilen unsere Erfahrung gerne und verhelfen dir zu einer lohnenden Anreise an den Spot. 

Forecast Modelle - wie funktionieren diese?

Prognosen sind nichts anderes als mathematische Berechnungsmodelle, in die eine große Menge von Messdaten fließen (Daten von Wetterstationen, Flugzeugen, Satelliten…).
Mit einer Gleichung wird aus der Atmosphäre ein späterer Wetterzustand berechnet, bei dem Variablen wie Luftdruck, Temperatur und Dichte eine physikalische, wichtige Rolle spielen. Wenn sich eine dieser Variablen ändert, verändert sich die Vorhersage und die Daten in den Apps werden aktualisiert. 

Global vs. Lokalmodelle:

Es gibt mehrere Forecastmodelle/ Wetterkarten wie z.B.: GFS, WRF, ECMWF, NEMS, ICON, uvm. Bei den Modellen wird ein Raster über den Globus (Globalmodelle) oder einer bestimmten Region (Lokalmodelle) gelegt. Je nach Modell ändert dieses Gitter die Größe (z.B. GFS= 13km, ICON = 7km). Modelle können aus topografischen Gründen unterschiedlich gut und genau funktionieren – GFS klappt gut an Küstenregionen ohne größere Hindernisse, wie Berge. Bei uns am See sind Modelle mit kleinerem Rastersystem oft genauer. Es lohnt sich daher immer mehrere Vorhersagen zu vergleichen. Je kleiner das Raster, umso mehr Daten fließen in das Berechnungssystem. Es bedarf also eine riesige Menge an Daten, um Wind und Wetter zu berechnen und dies schaffen heutzutage nur sogenannte „Supercomputer“. 

Warum können die Wetterprognosen unterschiedliche Vorhersagen anzeigen? 

Wenn z.B.: ein Lokalmodell mit kleinem Raster ein heranschleichendes Tiefdruckgebiet noch gar nicht am „Radar“ hat, kann es sein dass das „Globalmodell“ (aufgrund des größeren Rasters) schon den Wind anzeigt und das andere erst später davon erfährt. Also genau, wenn dann das Tiefdruckgebiet auch im kleineren Raster angezeigt wird. 

Am besten ist es natürlich, wenn alle Modelle Wind ansagen. Dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass du denen Sport ausüben kannst. Es gibt auch Vorhersagemodelle, die den Durchschnitt von allen Modellen anzeigen.  

Schon mal etwas vom sogenannten „Schmetterlingseffekt“ gehört? Kleine Veränderungen können große Auswirkungen haben. So kann der Schmetterling in Kanada mit den Flügeln schlagen und wir in Österreich, Deutschland und der Schweiz haben deswegen 4 Tage perfekte 27 Knoten Wind. 

Warum gibt es dann nicht nur Globalmodelle um jede Veränderung wahrzunehmen? Wäre die Vorhersage dann nicht genauer, weil jede Veränderung mit einberechnet wird? Die Antwort: wahrscheinlich ja, allerdings bräuchten für die Berechnung und die Menge an Daten noch größere Rechenkapazitäten. Dies ist natürlich auch mit hohen Kosten verbunden. Würde man in die Supercomputer sämtliche Daten mit kleinem Raster über den Globus einspielen, dann hätte man das Rechenergebnis nach dem Eintreten des Wetters. Bringt also eher wenig.

Wetterkarten: 

Die unterschiedlichen Modelle (siehe oben) werden von unterschiedlichen Staaten bzw. Wetterdiensten betrieben: so gibt es amerikanische Wettermodelle und auch welche aus und für Europa. Und natürlich auch Berechnungsmodelle aus z.B.: Deutschland. Man kann davon ausgehen, dass z.B.: die Berechnungsmodelle aus Europa (z.B.: ECMWF – Europäisches Zentrum für mittelfristige Wettervorhersagen) für unsere Regionen besser passen. Man kann hier die jeweiligen Seiten der Wetterdienste im Internet durchstöbern, man findet definitiv einige interessante Themen. 

 

Windrichtungen

Natürlich funktionieren nicht alle Windrichtungen auf allen Spots. Hier sollte man sich im Vorfeld über die Gegebenheiten am Spot informieren. Windrichtungen sind sehr entscheidend und oftmals mit lokalen Gegebenheiten verbunden, die man erst nach und nach als Information hat oder wenn man mit den lokalen Kitesurfen spricht (sofern sie ihr Wissen teilen wollen). Es kann sein, dass die Vorhersage 4 Knoten anzeigt, allerdings Sonnenschein und die richtige Richtung (z.B.: an Thermikspots). Die Lokals am Spot freuen sich und du planst Alternativprogramm. 

Was damit gemeint ist? Das du dich nicht nur an der Windstärke in den Wettervorhersagen orientieren solltest. Achte auf die Richtung, die Tendenzen, Temperaturen, Luftdruck, Sonnenschein und Bewölkung. 

Für die Kitesurfer in Podersdorf: so ist z.B.: ein Ost- oder Nordostwind bei uns in eher unbrauchbar und zum Glück nur sehr selten. Dafür ist Nordwind ganz witzig. Das Wetterapp sagt Wind an der Großteil der Kiter starten, wie sie es von der Hauptwindrichtung Nordwest gewohnt sind. Und vergessen dabei, dass durch den Nordwind ein großer Bereich am Strand in der Windabdeckung ist. Falsche Startpositionen und zu große Kites als Folge. Die Windrichtung ist eben nicht zu vernachlässigen. 

Was in dieser Abbildung fehlt ist der Südostwind und vor allem der Südwind. Auch diese kann man in Podersdorf gut nutzen, wenn der Grundwind nicht zu niedrig ist. Vor allem ist er mit sonnigen, heißen Temperaturen verbunden. Tipp am Rande: achte dabei immer auf den „Ost- Einschlag“ in der Vorhersage. Zu viel Ost bedeutet böig und „zickig“, oder er kommt gar nicht richtig durch. 

Seiten und Apps

Hier eine kleine Übersicht über die häufigsten bzw. beliebtesten Seiten und Apps für Kitesurfer. Natürlich gilt: Erfahrung an den jeweiligen Spots spielt eine große Rolle. Es hat schon tolle Vorhersagen gegeben, aber keinen Wind. Ebenso umgekehrt. Dies kommt vor, deswegen gilt oftmals „never trust the weather forecast“. Ich muss zugeben, ich verwende an unterschiedlichen Spots unterschiedliche Seiten. So mag ich z.B.: in Podersdorf den Windguru am liebsten und in Hamata/ Ägypten verwende ich häufiger den Windfinder. Warum, weiß ich auch nicht. 

Windguru.cz

In Windguru werden Vorhersagen, basierend auf den Wettermodellen, in Tabellen dargestellt. Auf einen Blick erhält man einfach und schnell jede Menge brauchbare Daten in 1-2-Stunden-Schritten.

In der App kann man links oben den Spot suchen (in unserem Fall „Austria – Podersdorf Kitestrand oder „Austria Neusiedler See“).

Jede Tabelle zeigt ein anderes Berechnungsmodell, wobei bei in der ersten Tabelle (WG) alle Vorhersagen gemixt werden und der daraus berechnete Durchschnitt dargestellt wird. Daten, die man aus den Tabellen herauslesen kann sind Windstärke, Windböen, Windrichtung, Temperatur, Bewölkung und Niederschlag. Die Sterne ganz unten sind eine Bewertung von Windguru, die aber nicht mit deiner persönlichen Einschätzung übereinstimmen muss. 

*= könnte klappen **= sehr guter Wind *** =super Wind
Wenn blaue Sterne gezeigt werden, wird kaltes Wetter (Standard ≤ 10°C) erwartet und es gilt die selbe Bewertung. 

An Spots wo du Gezeiten vorfindest und auch Wellen, werden noch zusätzlich die „Tiden- Zeiten“ von Hoch- und Niedrigwasser, die „Wellenhöhe“, „Wellenperiode“ und „Wellenrichtung“ angezeigt. Dies ist allerdings ein eigenes und doch komplexes Thema. 

Windfinder.com

Windfinder ist sehr einfach und übersichtlich aufgebaut und basiert auch auf dem GFS Modell. Wählen kann man auf Windfinder neben der normale Vorhersage (Forecast) auch den Superforecast. Im Forecast beträgt die horizontale Auflösung ca. 13 km und man erhält Windwerte in 3-Stunden-Schritten für die folgenden 9 Tage. Im Superforecast beträgt das Raster ca. 7 km und es gibt stündliche Werte für die nächsten 2 Tage.

In der Anzeige „Luftansicht“ kann man anhand einer Windrose genau erkennen aus welcher Richtung der Wind kommt und auch einige Daten auslesen. 

Unter dem Menüpunkt Karte findet man eine interaktive Karte, die die Windgeschwindigkeit in Abhängigkeit der Stärke (kn) in unterschiedlichen Farben zeigt.

So wie bei jeder Seite oder App kannst du in den Einstellungen super personalisieren in dem man z.B. zwischen verschiedenen Messeinheiten wählen kann (Beaufort, Knoten, km/h…).

windy.app und windy.com

Diese beiden Apps bzw. Seiten visualisieren den Wind. So kann man sich an jedem Spot der Welt die Windrichtung und Windstärke auf der Landkarte direkt anzeigen lassen. Ist auch ganz witzig, sich anzusehen wo es wieviel Wind gerade hat. Auch Wirbelstürme oder Stürme sind ziemlich leicht zu erkennen. Der Vorteil an dieser visuellen Darstellung: du siehst gleich, wie der jeweilige Wind am Spot zu finden ist (Onshore, Offshore, Sideshore, etc.).

Die gratis windy.app – App liefert ein modernes Menü mit vielen Informationen und einer großen Spot-Datenbank.

Besonders in der App ist der integrierte Spot-Chat, wo du dir von Einheimischen Tipps und Informationen zu den aktuellen Bedingungen holen, oder dich zu gemeinsamen sportlichen Aktivitäten verabreden kannst. 

Was vor allem für Anfänger ganz hilfreich sein kann – personalisierst du die App, werden dir gleich zusätzlich zu den Winddaten, für dich passende Kitegrößen vorgeschlagen. Hier aber bitte mit Vorsicht handeln, denn es gibt auch Spots wo zu dem angesagten Wind noch z.B.: Thermik dazukommt. Dann kann der berechnete 12er Kite schnell mal zu groß werden. 

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Windy.com hat in den letzten Jahren immer wieder Preise bekommen und ist mittlerweile auch ein Thema bei der Prognose von Wirbelstürmen etc. Hier kannst du die viele unterschiedliche Informationen holen. Ebenso auch Gewitterzellen usw. anzeigen lassen.  

Was ich an der gratis windy.com- App toll finde, ist neben der interaktiven Karte, die individuell einstellbar ist, die Web-Cam Funktion. So kannst du direkt auf der App checken, wie es an dem Kitespot gerade aussieht. 

Natürlich ist diese Auflistung der Wind- und Wetterseiten bzw. Apps keinesfalls vollständig. Es gibt viele Seiten, wo man sich Vorhersagen holen kann. Ebenso gibt es für einzelne Spots Wetterberechnungen und Seiten, die gut funktionieren. Dies ist dann von Spot zu Spot unterschiedlich. 

Fazit

Am Ende sind das immer noch Vorhersagen und keine Fakten. Wie es dann wirklich am Spot ist, kannst du durch Anwesenheit herausfinden. Es gilt: je mehr die unterschiedlichen Berechnungsmodelle sich einig sind, umso wahrscheinlicher ist die Prognose. Sollten die unterschiedlichen Vorhersagen sich nicht einig sein, gibt es folgende Möglichkeiten: Erfahrung, näher aufs Detail achten oder einfach die Vorhersage nehmen, die dir am besten erscheint. 

Meist findet man seine Art und Weise, wie man mit Prognosen umgeht. Uns ist wichtig: zwischen den Zeilen lesen, Lokals fragen und nicht nur auf die Windgeschwindigkeit in der Vorhersage achten. 

Ja, es kann kompliziert und mühsam sein. 

Unsere Empfehlung: beschäftige dich jeden Tag ein wenig mit den Gegebenheiten vor Ort und den Vorhersagen. Es lassen sich Konstanten erkennen. So gelangst du zu Erfahrung und dadurch zu mehr Kite- Sessions am Wasser. 

Wie in der Einleitung schon erwähnt, du kannst dich jederzeit bei uns melden und wir helfen dir gerne weiter, solltest du nähere Informationen zu diversen Spots benötigen. 

 

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